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HI-LING

LINGUISTIK AN MITTELSCHULEN

UNIT 2: VIOLATION OF MAXIMS

Lektion 1: Satzglieder

Definition:
Im Deutschen bezeichnet der Begriff ‘Satzglieder’ alle Bestandteile eines vollständigen Satzes.

Ein Satzglied besteht aus einem oder mehreren Wörtern. Satzglieder kann man mit Hilfe von Fragewörtern erfragen (z.B. wer?, was?, wen?, wessen?, womit?).

Satzglieder kann man innerhalb eines Satzes verschieben, wobei der Satz weiterhin grammatikalisch korrekt bleiben muss. Das bedeutet, dass Wörter, die zusammen ein Satzglied bilden, nur gemeinsam verschoben werden können. Dieses Vorgehen wird generell Verschiebeprobe, Umstellprobe oder Ersatzprobe genannt.

Schlüssel-Konzepte

  • Satzglieder

    • Subjekt

    • Prädikat

    • Objekt

    • Adverbiale

  • Verschiebeprobe / Umstellprobe / Ersatzprobe

LERNEINHEIT 1: VERSCHIEBEPROBE

Bei der Verschiebeprobe geht es wie bereits oben erwähnt darum, dass man die Satzglieder innerhalb eines Satzes verschieben kann. Dabei gilt es, drei wichtige Punkte zu beachten:
 

  1. Die Wörter innerhalb eines Satzgliedes dürfen nicht aufgetrennt werden.
    Beispiel: Der Vater schreibt seiner Tochter einen Brief.
    Mögliche Lösung nach der Verschiebeprobe: Einen Brief schreibt der Vater seiner Tochter.
    Falsche Lösung nach der Verschiebeprobe: Der einen Tochter schreibt seiner Vater Brief.
     

  2. Die Position des Prädikates bleibt gleich. Dies liegt daran, dass im Deutschen in der Regel das Subjekt am Anfang steht,das Verb dem Subjekt folgt und das Objekt hinter dem Verb steht. Deshalb kann das Prädikat nicht plötzlich am Anfang oder am Ende eines Satzes stehen.

       Beispiel: Luca (Subjekt) isst (Verb) den Apfel (Objekt)


Achtung:
- Bei einer Frage kann das Verb am Anfang eines Satzes stehen, z.B. im Satz ‘Kommst du heute noch zu mir?’
- Wenn das Prädikat aufgeteilt wird (z.B. wegen einer Zeitform wie Perfekt, Plusquamperfekt oder Futur), dann kann ein Teil des Prädikates natürlich an letzter Stelle stehen. Der erste Teil des Prädikates ist jedoch das zweite Satzglied. 
Beispiel: Der Ball hat mich am Kopf getroffen.
 

  1. Der Satz muss weiterhin grammatikalisch korrekt sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich der Inhalt des Satzes nach dem Verschieben ändert oder der Satz logisch keinen Sinn mehr ergibt.

    Originalsatz: John grilliert ein Steak im Garten.

    Mögliche Sätze nach der Verschiebeprobe:
    Im Garten grilliert John ein Steak.
    Ein Steak grilliert John im Garten.
    Im Garten grilliert ein Steak John.
     

Alle drei Sätze sind grammatikalisch korrekt, also hat die Verschiebeprobe funktioniert. Dass die Sätze 2 und 3 logisch nicht möglich sind, spielt hier keine Rolle.

Schreibe dir für die folgenden vier Original-Sätze alle möglichen Sätze auf, die nach der Verschiebeprobe entstehen können. Schreibe diese Sätze auf ein Blatt Papier, in ein Word-Dokument, o.ä. 
Beachte dabei die Stellung des Prädikats und die grammatikalische Korrektheit des Satzes nach der Verschiebeprobe.
 

1.    Der Fuchs jagt vorwiegend nachts.
2.    Die Klasse macht morgen den Sportwettkampf.
3.    Meine Familie wird diese Woche einen Hund für Oma kaufen.
4.    Die Katze frisst den kleinen Fisch im Glas auf dem Tisch.
 

Wenn du denkst, alle möglichen Sätze aufgeschrieben zu haben, besprich deine Sätze mit jemandem aus deiner Klasse. Habt ihr die gleichen Sätze aufgeschrieben? Oder hat jemand von euch mehr/weniger mögliche Lösungen? 
Korrigiert eure Sätze danach mit den Lösungen.
 

Lösungen: 1. Der Fuchs jagt vorwiegend nachts. Vorwiegend nachts jagt der Fuchs. 2. Die Klasse macht morgen den Sportwettkampf. Morgen macht die Klasse den Sportwettkampf. Morgen macht den Sportwettkampf die Klasse. (?) Den Sportwettkampf macht die Klasse morgen. Die Klasse macht den Sportwettkampf morgen. 3. Meine Familie wird diese Woche einen Hund für Oma kaufen. Meine Familie wird für Oma diese Woche einen Hund kaufen. Meine Familie wird einen Hund für Oma kaufen diese Woche. (?) Diese Woche wird meine Familie einen Hund für Oma kaufen. Diese Woche wird meine Familie für Oma einen Hund kaufen. Einen Hund wird meine Familie diese Woche für Oma kaufen. Einen Hund wird meine Familie für Oma kaufen diese Woche. (?) Einen Hund für Oma wird meine Familie diese Woche kaufen. Für Oma wird meine Familie diese Woche einen Hund kaufen. Für Oma wird diese Woche meine Familie einen Hund kaufen. (?) 4. Die Katze frisst den kleinen Fisch im Glas auf dem Tisch. Den kleinen Fisch im Glas auf dem Tisch frisst die Katze. Den kleinen Fisch im Glas frisst die Katze auf dem Tisch. Den kleinen Fisch frisst die Katze im Glas auf dem Tisch. Die Katze im Glas frisst den kleinen Fisch auf dem Tisch. Die Katze im Glas auf dem Tisch frisst den kleinen Fisch. Die Katze auf dem Tisch frisst den kleinen Fisch im Glas. Auf dem Tisch frisst die Katze den kleinen Fisch im Glas. Auf dem Tisch frisst die Katze im Glas den kleinen Fisch. Auf dem Tisch frisst den kleinen Fisch im Glas die Katze. (?) Auf dem Tisch frisst den kleinen Fisch die Katze im Glas. (?) Im Glas auf dem Tisch frisst die Katze den kleinen Fisch. Im Glas auf dem Tisch frisst den kleinen Fisch die Katze. (?)

LERNEINHEIT 2: SATZGLIEDER BESTIMMEN

Grundsätzlich gibt es vier verschiedene Satzglieder:

  • Subjekt

  • Prädikat

  • Objekt

  • Adverbiale
     

Beim Objekt machen wir im Deutschen den Unterschied zwischen den folgenden vier Objekten:

  • Akkusativobjekt

  • Dativobjekt

  • Genitivobjekt

  • Präpositionalobjekt
     

Bei den Adverbien haben wir im Deutschen ebenfalls noch eine Möglichkeit, um diese genauer zu bestimmen:

  • Lokal (Ort)

  • Temporal (Zeit)

  • Modal (Art und Weise)

  • Kausal (Grund)
     

Falls du dir nicht mehr sicher bist, welche Frage du stellen musst, um das Satzglied herauszufinden, orientiere dich am Bild bei der Übung 2. 

Beim Präpositionalobjekt gibt es natürlich mehrere Fragewörter, da es auf die Präposition ankommt. Weitere Fragewörter sind zum Beispiel: Wozu? Worin? Wovon?
 

Da viele Probleme haben, ein Präpositionalobjekt von Adverbialen zu unterscheiden, hier nochmals ein kurzer Überblick:

 

Präpositionalobjekte beziehen sich immer auf das Verb. Meist sind es fixe Verb-Präposition Verbindungen wie z.B. ‘anfangen mit’, ‘aufpassen auf’ oder ‘einladen zu’.

Wenn man nach dem Präpositionalobjekt fragt, ist die Präposition immer Teil der Frage und der Antwort: Beim Satz ‘Carla fängt mit Karate an’ fragt man ‘womit fängt Carla an?’ und erhält die Antwort ‘mit Karate’.

Adverbiale unterscheiden sich vom Präpositionalobjekt vor allem dadurch, dass die Präposition nicht fix an das Verb gebunden ist. Um dies zu testen, kann man die Präposition im Satz mit anderen Präpositionen austauschen: Im Satz ‘Das Paket liegt auf dem Tisch’ könnte die Präposition auch durch ‘neben’ oder ‘unter’ ausgetauscht werden. Dies ändert zwar die Bedeutung des Satzes, der Satz ist aber weiterhin grammatikalisch korrekt. Beim Präpositionalobjekt ist dieser Austausch-Test nicht möglich. 
Wenn man nach der Adverbiale fragt, reicht eines der vier Fragewörter ‘wann?’, ‘wie?’, ‘wo?/wohin?’ oder ‘warum?’ und kein spezifisches Fragewort, das eine Präposition enthält, wie beim Präpositionalobjekt. Beim Satz ‘Das Paket liegt auf dem Tisch’ wäre die Frage also ‘wo liegt das Paket?’ und die Antwort ‘auf dem Tisch’. 

Hier die Unterschiede nochmals kurz zusammengefasst:

  • Präpositionalobjekt:

    • Feste Verbindung zwischen Verb und Präposition.

    • Fragewort enthält die Präposition.

  • Adverbiale:

    • Keine Feste Verbindung zwischen Verb und Präposition.

    • Fragewort enthält nicht die Präposition.

Wenn du immer noch unsicher bist bei dieser Unterscheidung, schau dir das folgende Video an. Wenn du dir bei der Bestimmung der Satzglieder jedoch schon ziemlich sicher bist, dann starte mit der nächsten Übung.

Bestimme die Satzglieder in den folgenden Sätzen. Denke bei den Objekten und den Adverbialen daran, sie genauer zu bestimmen.

 

  1. Sybille schenkt ihrer Mutter am Freitag einen Kuchen zum Geburtstag.

  2. Jakob vergass seine Schultasche hinten im Bus.

  3. In den Startboxen warten die Fahrer sein zehn Minuten auf die Aufstellung.

  4. Mein Smartphone lag im Papierkorb.

  5. Diese Aufgabe hat er umständlich erklärt.

  6. Der Angeklagte wurde der Tat überführt.

  7. Der Vater eines Freundes musste wegen einer Verletzung pausieren.

  8. Der letzte Zug ging vor 30 Minuten.

  9. An der Hochschule in Zürich kann man studieren.

  10. Das Fest wurde wegen schlechten Wetters abgesagt.

  11. Die Mutter glaubte an den Erfolg ihrer Tochter.

Lösungen: 1. Sybille schenkt ihrer Mutter am Freitag einen Kuchen zum Geburtstag. Sybille = Subjekt (wer?) schenkt = Prädikat (was tut das Subjekt?) ihrer Mutter = Dativobjekt (wem?) am Freitag = Adverbiale, temporal (wann?) einen Kuchen = Akkusativobjekt (wen oder was?) zum Geburtstag = Präpositionalobjekt (wozu?) 2. Jakob vergass seine Schultasche hinten im Bus. Jakob = Subjekt (wer?) vergass = Prädikat (was tut das Subjekt?) seine Schultasche = Akkusativobjekt (wen oder was?) hinten = Adverbiale, lokal (wo?) im Bus = Präpositionalobjekt (worin?) 3. In den Startboxen warten die Fahrer sein zehn Minuten auf die Aufstellung. In den Startboxen = Adverbiale, lokal (wo?) warten = Prädikat (was tut das Subjekt?) die Fahrer = Subjekt (wer?) seit zehn Minuten = Adverbiale, temporal (wann / seit wann?) auf die Aufstellung = Präpositionalobjekt (worauf?) 4. Mein Smartphone lag im Papierkorb. Mein Smartphone = Subjekt (wer oder was?) lag = Prädikat (was tut das Subjekt?) im Papierkorb = Adverbiale, lokal (wo?) 5. Diese Aufgabe hat er umständlich erklärt. Diese Aufgabe = Akkusativobjekt (wen oder was?) hat … erklärt = Prädikat (was tut das Subjekt?) er = Subjekt (wer?) umständlich = Adverbiale, modal (wie?) 6. Der Angeklagte wurde der Tat überführt. Der Angeklagte = Subjekt wurde … überführt = Prädikat (was tut das Subjekt?) der Tat = Genitivobjekt (wessen?) 7. Der Vater eines Freundes musste wegen einer Verletzung pausieren. Der Vater = Subjekt (wer?) eines Freundes = Genitivobjekt (wessen?) musste … pausieren = Prädikat (was tut das Subjekt?) wegen einer Verletzung = Adverbiale, kausal (warum?) 8. Der letzte Zug ging vor 30 Minuten. Der letzte Zug = Subjekt (wer oder was?) ging = Prädikat (was tut das Subjekt?) vor 30 Minuten = Adverbiale, temporal (wann?) 9. An der Hochschule in Zürich kann man studieren. An der Hochschule = Adverbiale, lokal (wo?) in Zürich = Adverbiale, lokal (wo?) kann … studieren = Prädikat (was tut das Subjekt?) man = Subjekt (wer?) 10. Das Fest wurde wegen schlechten Wetters abgesagt. Das Fest = Subjekt (wer oder was?) wurde … abgesagt = Prädikat (was tut das Subjekt?) wegen schlechten Wetters = Adverbiale, modal (warum?) 11. Die Mutter glaubte an den Erfolg ihrer Tochter. Die Mutter = Subjekt (wer?) glaubte = Prädikat (was tut das Subjekt?) an den Erfolg ihrer Tochter = Präpositionalobjekt (woran?)

Endreflexion für diese Lektion

Was du aus dieser Lektion mitnehmen solltest:

  1. Wenn du dir nicht sicher bist, welche Wörter in einem Satz zusammen ein Satzglied bilden, findest du es mit der Verschiebeprobe heraus.

  2. Bei der Verschiebeprobe muss der Satz weiterhin grammatikalisch korrekt sein.

  3. Wenn du beim Bestimmen der Satzglieder unsicher bist, gehe die Fragewörter durch. Dadurch solltest du auf das richtige Satzglied kommen.

  4. Merke dir die Unterschiede zur Bestimmung des Präpositionalobjekts und der Adverbiale.

Quellenverzeichnis:​​

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